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7 Vervollständigung des Bilds: Weitere Treiber

Wie kann man die Lücken füllen?
Am nächsten Tag war Frank mit dem Fortschritt zufrieden, aber doch besorgt: Warum konnte er nun vieles erklären, aber eben nicht alles? Die Zuordnung einiger Anekdoten fiel ihm schwer. In einigen Fällen bot die Anwendung der Hofstede-Dimensionen nur umständliche Erklärungen an, in anderen Fällen waren die Erklärungen schlicht widersprüchlich, in weiteren Fällen gab es schlicht überhaupt keine plausible Erklärung. Widersprüchlich erschien ihm z. B. die beobachtete indische Verhandlungsfolklore, die sehr laute und emotionale Komponenten zeigte. Hofstede legt nahe, dass hochkollektivistische Kulturen eigentlich sehr ruhig sind. Und auch die beobachtete unterschiedliche Wahrnehmung von Zeit und Realität war nicht zu erklären. Beide Kulturen nahmen ganz offensichtlich die Zeit und eng damit verbunden die Realität ganz unterschiedlich wahr. Diese unterschiedlichen Bewertungen hatten in vielen Anekdoten zu massiver Frustration auf beiden Seiten geführt. Auch fragte sich Frank, warum Hofstede einem so fundamentalen Konzept wie der Zeit keine separate substanzielle Bedeutung zugestand?
Frank beschloss, eine E-Mail an Bruce zu senden und um Rat zu bitten. Bruces Antwort kam sofort zurück:
„Nun, das ist eine wichtige, aber schwierige Frage! Es gibt weitere Autoren zum Thema der kulturellen Dimensionen. Beachte bitte, dass ich sie hier ‚Autoren’ nenne. Ich zögere, den Begriff ‚Wissenschaftler’ zu verwenden. Warum? Deshalb, weil nur Hofstede ein sauberes wissenschaftliches und empirisch belegtes Vorgehen vorlegt. Sein Ansatz entspricht nicht nur wissenschaftlichen Vorgaben, er ist auch streng induktiv.
Ich weiß aus einer persönlichen Diskussion mit seinem Sohn Gert Jan, dass ihr Forscherteam der Überzeugung ist, seine sechs Dimensionen seien, basierend auf den vorliegenden Daten, komplett: Was nicht gemessen wurde, existiert auch nicht. So einfach. Auf der anderen Seite ist Gert Jan erfrischend undogmatisch, und er würde weitere Dimensionen aufnehmen, wenn sie denn empirisch belegt sind. Außerdem macht es in seinen Augen einen Unterschied, ob man induktiv forscht oder einen Satz an Evaluationskriterien aufstellen möchte. Im letzten Fall ist alles zulässig, was hilft, das Bild zu komplettieren.
Hinter all dem steht eine jahrhundertalte Diskussion zwischen induktiven und deduktiven Forschern, aber die will ich dir an dieser Stelle ersparen.
Mein Rat: Lies die folgenden Autoren: Trompenaars [2] und Hampden-Turner [3], Edward T. Hall [4], und Erin Meyer [5]. Vielleicht ist deren wissenschaftliche Argumentation und Methodik angreifbar, aber alle sind hochrespektierte Berater und Dozenten. Ihre kulturellen Dimensionen werden dein Set an Evaluationskriterien potenziell bereichern.”

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